Elektroinstallation bei Renovierungen: Was beachten?
Wichtiger Sicherheitshinweis
Elektroarbeiten dürfen nur von qualifizierten Elektrofachkräften durchgeführt werden. Unsachgemäße Arbeiten können zu Bränden, Stromschlägen oder sogar zum Tod führen!
Bei Renovierungsarbeiten spielt die Elektroinstallation eine zentrale Rolle. Veraltete Anlagen müssen modernisiert, neue Leitungen verlegt und Sicherheitsstandards eingehalten werden. Dieser Leitfaden erklärt, was Sie beachten müssen und wann Sie unbedingt einen Fachmann beauftragen sollten.
Gesetzliche Grundlagen
In Deutschland regeln verschiedene Vorschriften die Elektroinstallation:
- DIN VDE 0100: Errichten von Niederspannungsanlagen
- NAV (Niederspannungsanschlussverordnung): Anschluss an das öffentliche Netz
- DGUV Vorschrift 3: Prüfung elektrischer Anlagen
- Landesbauordnungen: Baurechtliche Anforderungen
- TAB (Technische Anschlussbedingungen): Vorgaben des Netzbetreibers
Was dürfen Sie selbst machen?
Grundsätzlich gilt: Arbeiten, die die Sicherheit der Anlage beeinträchtigen können, sind Elektrofachkräften vorbehalten.
Erlaubte Tätigkeiten für Laien
- Austausch von Leuchtmitteln
- Anschluss von Elektrogeräten über Stecker
- Montage von Leuchten an vorhandene Anschlüsse (spannungsfreier Zustand)
- Verlegen von Leerrohren bei Neubauten
Verboten für Laien
- Arbeiten am Sicherungskasten
- Installation neuer Stromkreise
- Verlegung und Anschluss von Leitungen
- Installation von Steckdosen und Schaltern
- Arbeiten an Verteilern und Zählern
- Anschluss von Festinstallationen (Herd, Durchlauferhitzer)
Planung der Elektroinstallation
Bestandsaufnahme
Vor der Renovierung sollten Sie den Zustand der vorhandenen Elektroinstallation prüfen lassen:
- Alter der Installation (über 30 Jahre = Modernisierung empfohlen)
- Zustand der Leitungen und Verteilung
- Vorhandene Schutzmaßnahmen (RCD/FI-Schalter)
- Anzahl und Zustand der Stromkreise
- Einhaltung aktueller Normen
Moderne Anforderungen
Heutige Elektroinstallationen müssen deutlich mehr leisten als früher:
- Mindestens 8-10 Steckdosen pro Raum
- Separate Stromkreise für Küche und Bad
- Netzwerk- und Multimediaverkabelung
- Vorbereitung für Smart Home
- Ladeinfrastruktur für E-Mobilität
- Photovoltaik-Vorbereitung
Sicherheitseinrichtungen
RCD/FI-Schutzschalter
Lebenswichtige Schutzeinrichtung gegen Stromschlag:
- Pflicht für alle Steckdosenstromkreise
- Auslösung bei Fehlerstrom ab 30mA
- Monatliche Funktionsprüfung mit Prüftaste
- Typ A für Standard-Anwendungen
- Typ B für PV-Anlagen und E-Ladestationen
Überstromschutz
Schutz vor Überlastung und Kurzschluss:
- Leitungsschutzschalter (MCB) statt alter Schmelzsicherungen
- Richtige Dimensionierung nach Leitungsquerschnitt
- 16A für Standardstromkreise (2,5mm² Leitung)
- 20A für Herdanschluss (4mm² Leitung)
Potentialausgleich
- Hauptpotentialausgleich im Hausanschlussraum
- Zusätzlicher Potentialausgleich in Bädern
- Verbindung aller leitfähigen Körper
- Schutz vor gefährlichen Berührungsspannungen
Besondere Bereiche
Badezimmer
Feuchträume erfordern besondere Schutzmaßnahmen (DIN VDE 0100-701):
- Bereich 0: Wannen-/Duschinnenbereich - keine Elektroinstallation
- Bereich 1: Über Wanne/Dusche - nur Schutzkleinspannung
- Bereich 2: 0,6m um Wanne/Dusche - IP44, eigener RCD
- Bereich 3: 2,4m um Wanne/Dusche - normale Installation möglich
Küche
- Separate Stromkreise für Großgeräte
- Mindestens 6 Steckdosen über der Arbeitsplatte
- RCD-Schutz für alle Steckdosen
- Herdanschluss mit eigenem Stromkreis
- Spülmaschinenstellung mit RCD-Schutz
Außenbereiche
- IP65-Schutzart für Außensteckdosen
- RCD mit 30mA Auslösestrom
- Frostfreie Verlegung der Leitungen
- Erdkabel mit Warnband und Schutzrohr
Moderne Technologien
Smart Home Vorbereitung
- KNX/EIB-Busleitung für professionelle Systeme
- Nullleiter in Schalterdosen für Funk-Aktoren
- Zentrale für WLAN und Netzwerk
- Vorbereitung für Präsenzmelder
E-Mobilität
- 11kW oder 22kW Ladeanschluss in der Garage
- Separate Zuleitung vom Hausanschluss
- RCD Typ B für Gleichstromfehler
- Lastmanagement bei mehreren Ladepunkten
Photovoltaik-Vorbereitung
- DC-Leitungsführung vom Dach zum Wechselrichter
- AC-Anschluss in der Verteilung
- Zweirichtungszählerplatz
- Überspannungsschutz DC und AC
Häufige Fehler vermeiden
Zu wenige Stromkreise
Überlastung führt zu häufigem Auslösen der Sicherungen. Lösung: Ausreichend Stromkreise planen (1 pro Raum minimum).
Fehlender RCD-Schutz
Lebensgefahr bei Defekten. Lösung: RCD für alle Endstromkreise nachrüsten.
Unzureichende Dokumentation
Ohne Schaltplan sind spätere Arbeiten gefährlich. Lösung: Vollständige Dokumentation erstellen lassen.
Kosten und Zeitplanung
Kostenfaktoren
- Materialkosten: 30-40% der Gesamtkosten
- Arbeitszeit: 60-70% der Gesamtkosten
- Komplexität der Installation
- Zugänglichkeit der Verlegewege
- Erforderliche Stemm- und Malerarbeiten
Zeitplanung
- Elektroinstallation vor Putz- und Malerarbeiten
- Koordination mit anderen Gewerken wichtig
- Abnahme und Prüfung vor Inbetriebnahme
- Anmeldung beim Netzbetreiber bei größeren Änderungen
Qualifikation von Elektrofachkräften
Achten Sie bei der Auswahl eines Elektrikers auf folgende Qualifikationen:
- Meisterbrief oder gleichwertige Qualifikation
- Eintragung in die Handwerksrolle
- VDE-Zertifizierung
- Regelmäßige Fortbildungen
- Haftpflichtversicherung
- Referenzen und Kundenbewertungen
Fazit
Eine moderne und sichere Elektroinstallation ist das Fundament jeder gelungenen Renovierung. Planen Sie frühzeitig, investieren Sie in qualifizierte Fachkräfte und sparen Sie nicht an der Sicherheit. Eine gut geplante Installation spart langfristig Kosten und erhöht den Wohnkomfort erheblich.
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